Die aufregendsten neuen Uhrenmarken der letzten 20 Jahre

Man kann sich leicht vorstellen, dass die Uhrenindustrie in etwa so agil ist wie ein mittelgroßer Gletscher. Oft scheint es so, als würden dieselben Marken und Modelle seit Jahrzehnten den Markt dominieren. Doch dieser Eindruck täuscht. Allein in den letzten 20 Jahren sind unzählige neue Uhrenhersteller auf den Markt gekommen. Diese Marken haben viel zu bieten, deshalb werfen wir einen genaueren Blick auf einige der aufregendsten neuen Marken.

Laurent Ferrier, MB&F und Greubel Forsey
HYT
Baltic und Christopher Ward
Czapek


Laurent Ferrier, MB&F und Greubel Forsey: High-End-Uhr oder Kunstwerk?
Beginnen wir mit Laurent Ferrier. Die Marke wurde 2009 von Laurent Ferrier in Genf gegründet und brachte 2010 ihren ersten Zeitmesser, die Classic Tourbillon, auf den Markt. Zur großen Anerkennung möchte ich hinzufügen: Die Uhr wurde gleichzeitig beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève zur besten Herrenuhr gekürt Jahr.

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Völlig überraschend dürfte das aber nicht sein, denn der Firmengründer ist kein echter Neuling in der Szene. Ferrier stammt nicht nur aus einer langen Familie von Uhrmachern, er war auch 37 Jahre lang technischer Direktor bei Patek Philippe. Ferrier war derjenige, der Gerald Géntas Entwürfe für die mittlerweile legendäre Nautilus in einen funktionierenden Prototyp umwandelte.

Angesichts dieser Hintergrundgeschichte überrascht es nicht, dass die Kreationen von Laurent Ferrier einen Hauch unaufdringlicher Noblesse ausstrahlen. Die Uhren der Classic-Kollektion beispielsweise sind sinnvolle Alternativen zur Calatrava, Datejust und vielen mehr. Und wer auf der Suche nach einer Luxus-Sportuhr etwas abseits der ausgetretenen Pfade ist, sollte sich unbedingt die Laurent Ferrier Sport Auto oder Grand Sport Tourbillon genauer ansehen.

Bevor Robert Greubel und Stephen Forsey 2004 ihr Unternehmen Greubel Forsey nannten, waren beide etwa ein Jahrzehnt als Bewegungsspezialisten bei Renaud & Papi tätig. Die dort gesammelten Erfahrungen bei der Konstruktion und Konstruktion hochkomplizierter Uhrwerke nutzen sie nun für die Entwicklung eigener Uhren.

Die Spezialität von Greubel Forsey sind vor allem Tourbillons. Besonders hervorzuheben sind das Tourbillon 24 Secondes Incliné und das Double Tourbillon 30°. Der Tourbillonkäfig des ersteren beherbergt eine um 25 Grad geneigte Unruh, die für eine vollständige Umdrehung 24 Sekunden benötigt. Das Double Tourbillon 30° bringt die Tourbillon-Technologie auf die nächste Stufe: Getreu seinem Namen handelt es sich um ein Minutentourbillon mit einer auf 30 Grad eingestellten Unruh, eingebettet in einen anderen Tourbillonkäfig. Letzterer benötigt für eine Umdrehung vier Minuten.

Greubel Forsey liebt es, mit Kreationen wie dem GMT Quadruple Tourbillon und dem Balancier Contemporain neue Maßstäbe zu setzen. Diese Uhr verfügt nicht nur über eine GMT-Anzeige mit einem kleinen rotierenden 3D-Globus zur Anzeige der zweiten Zeitzone, sondern ist auch mit zwei Doppeltourbillons 30° ausgestattet, die über ein Differenzialgetriebe miteinander synchronisiert sind.

Seit 2005 macht Maximilian Büsser mit der Marke MB&F (Maximilian Büsser & Friends) Schlagzeilen. Büssers Konzept ist einzigartig in der Uhrenwelt: Jede Kreation des Unternehmens wird in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Uhrmacher entwickelt, wobei die Uhrmacher völlige kreative Freiheit genießen das Design ihrer Zeitmesser.

Dieser beispiellose Ansatz hat zu einer Reihe markanter Zeitmesser wie der Horological Machine No. 10 Bulldog geführt, die an eine Bulldogge erinnert; die Horological Machine Nr. 8, inspiriert von Can-Am-Rennwagen aus den 1960er Jahren; und die futuristische Horological Machine No. 6, die in einem Science-Fiction-Film großartig aussehen würde.

Neben den Horological Machines bietet MB&F auch Legacy Machines an, eine Linie etwas traditionellerer Uhren. Das einzige traditionelle Element ist hier jedoch die runde Gehäuseform; Die Uhren dieser Kollektion verfügen über Uhrwerke und Anzeigen, die ebenso außergewöhnlich sind wie die der Horological Machines. Die Legacy Machine Perpetual, die mit einem neuartigen ewigen Kalendermechanismus ausgestattet ist, und der revolutionäre Doppelchronograph Legacy Machine Sequential EVO erregten in letzter Zeit große Aufmerksamkeit.

Die Idee zu MB&F kam Büsser während seiner Zeit als CEO bei Harry Winston. Dort konzipierte er die Opus-Kollektion, eine Reihe hochkomplizierter mechanischer Uhren. Auch hier vertraute Büsser auf die Expertise unabhängiger Uhrmacher.

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HYT: Junger Emporkömmling mit einer ereignisreichen Hintergrundgeschichte
Im Jahr 2012 machte sich HYT daran, die Art und Weise der Zeitanzeige auf mechanischen Uhren zu revolutionieren. Anstelle herkömmlicher Zeiger verwenden HYT-Uhren eine Flüssigkeitsanzeige, um die verstrichenen Stunden anzuzeigen. Über die beiden gut sichtbaren Faltenbälge wird die Flüssigkeit in einen dünnen Schlauch am Rand des Zifferblatts gepumpt, der den Zeitmessern ihr charakteristisches Aussehen verleiht.

HYT wurde schnell zum Star der Uhrenszene und erhielt zahlreiche renommierte Preise, darunter den Preis für die beste Innovation beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève. Trotz des anfänglichen Erfolgs geriet das Unternehmen jedoch nach und nach in finanzielle Schwierigkeiten und musste Ende 2020 Insolvenz anmelden.

Das war jedoch nicht das Ende von HYT: Mit Hilfe neuer Investoren wurde die Marke im Jahr 2022 wiederbelebt und hat seitdem die Produktion wieder aufgenommen.

HYT H1 mit der typischen Flüssigkeitsanzeige
Der HYT H1 mit der markentypischen Flüssigkeitsanzeige.
Baltic und Christopher Ward: Aufstrebende Mikromarken
Baltic und Christopher Ward sind nur zwei der unzähligen neuen Mikromarken, die die Branche in den letzten 20 Jahren mit ihren Uhren bereichert haben. Beide Marken konnten sich seit ihrer Gründung 2016 (Baltic) bzw. 2005 (Christopher Ward) eine treue Fangemeinde aufbauen. Ihr Erfolgsrezept: hochwertige Uhren zu erschwinglichen Preisen. Das in Frankreich ansässige Unternehmen Baltic hat sich auf Uhren mit deutlichem Retro-Design konzentriert; Von Taucheruhren über Dresswatches bis hin zu Chronographen ist für jeden etwas dabei.

Der Baltic Tricompax Panda – ein Retro-Chronograph.
Uhren von Christopher Ward gehören hingegen eher in die Kategorie der sportlichen Toolwatches. Als Inspiration dienen oft Vintage-Klassiker aus den 1950er- und 60er-Jahren, doch die Zeitmesser der Marke haben einen modernen und unverwechselbaren Look. Der Uhrmacher mit Sitz im englischen Maidenhead hat sich zu einer echten Manufaktur mit eigenem Atelier in Biel/Bienne, Schweiz, entwickelt. Anfang 2023 etwa überraschte Christopher Ward die Uhrenwelt mit der Bel Canto C1, einer selbst entwickelten Minutenrepetition.

Czapek: Auferstanden
Neben den unzähligen neuen Marken, die die Uhrenlandschaft in den letzten 20 Jahren verändert haben, wurden auch einige lange in Vergessenheit geratene Marken aus der Vergessenheit zurückgeholt, darunter Czapek, ein besonders klangvoller Name.

Czapek & Cie wurde 1845 in Genf von Franciszek Czapek, einem polnischen Einwanderer, gegründet. Czapek hatte sich bereits als Leiter der Uhrmacherei bei Patek, Czapek & Cie. einen Namen gemacht. Doch als sich das Unternehmen auflöste und Antoni Patek sich mit Adrien Philippe zusammenschloss, um Patek Philippe zu gründen, wurde Czapek Uhrmacher am Hofe des Kaisers Napoleon III. Das Geschäft florierte und Czapek eröffnete eigene Geschäfte in Paris und Warschau.

Doch die Geschichte von Czapek & Cie endet abrupt im Jahr 1869. Der Grund dafür ist noch unklar. Einige glauben, dass Czapek starb, ohne einen Nachfolger zu benennen. Was auch immer der Grund war, die Marke geriet mehr als 140 Jahre lang in Vergessenheit.

Erst 2011 beschlossen Xavier de Roquemaurel, Harry Guhl und Sébastien Follonier, der Marke Czapek neues Leben einzuhauchen. Seitdem stellt das Unternehmen hochwertige Luxusuhren her, die vom Geist des großen Franciszek Czapek geprägt sind.

Zusammenfassung
Wie unsere kleine Auswahl an Marken und Herstellern zeigt, wurde der Uhrenmarkt in den letzten 20 Jahren um viele neue Branchenakteure bereichert. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, und das sind gute Nachrichten, denn sie beweisen, dass die Uhrenwelt lebendig ist und sich ständig verändert.